Ausgewählte Kennzahlen im Handel mit AktienGerade der Umstand, dass ein Aktieneinsteiger aus einer Vielzahl von Aktien wählen kann, erhöht die Schwierigkeit eine Investitionsentscheidung mit positiver Rendite zu treffen. Denn wie kann ein Aktieneinsteiger eine Aktie auswählen, die in Zukunft eine positive Entwicklung erwarten lässt?

Um sich im komplexen Börsenumfeld zu orientieren und eine solche Aktie zu finden, ist eine gründliche Aktienanalyse unumgänglich. Dabei können im Rahmen einer Fundamentalanalyse verschiedene Kennzahlen wie z. B. das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) oder die Eigenkapitalquote (EKQ) betrachtet werden. Die Verwendung von Kennzahlen hilft dabei, Aktien miteinander zu vergleichen und somit eine fundierte Investitionsentscheidung zu treffen.

Anwendung von Aktienkennzahlen

Auch für Aktieneinsteiger eignen sich Kennzahlen bei der Aktienanalyse sehr gut, da die Verwendung jener die Wahrscheinlichkeit erhöht, eine Aktie mit zukünftig positivem Verlauf zu identifizieren. Die relevanten Kennzahlen stellen inzwischen viele Finanzinformationsportale wie z. B. onvista.de zur Verfügung.

Professionelle Analysten lesen aus diesen Kennzahlen die Finanz- und Ertragskraft eines Unternehmens ab, große Investoren wie z. B. George Soros und Warren Buffet legen Ihren Investitionsentscheidungen seit Jahrzehnten fast ausschließlich diese Fakten zugrunde und beziehen die rein kurstechnische Analyse eher wenig mit ein.

Die Aktienkennzahlen im Einzelnen

Inzwischen hat sich eine Vielzahl von Kennzahlen zur Aktienanalyse gebildet. Im Nachfolgenden werden daher einige wichtige Kennzahlen näher beschrieben, die der Aktieneinsteiger im Rahmen seiner Aktienanalyse kennen und auch zur Fundierung seiner Investitionsentscheidung verwenden sollte. Zwar können mit Hilfe dieser Kennzahlen keine zukünftigen Kursentwicklungen vorhergesagt werden, jedoch kann dadurch die Wahrscheinlichkeit erhöht werden, eine „gute“ Aktie auszuwählen.

  • KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis)

Die wohl bekannteste Kennzahl bei der Aktienanalyse stellt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) dar, welches wie folgt gebildet wird:

KGV = Kurs der Aktie / Gewinn der Aktie

Zur Berechnung des KGVs wird der Börsenkurs der jeweiligen Aktie sowie der Gewinn, also die Dividende des letzten Jahres, oder die erwartete Dividende für das aktuelle Geschäftsjahr verwendet. Bei einem aktuellen Aktienkurs von EUR 30,00 und einer im Vorjahr gezahlten Dividende von EUR 2,00 ergibt sich beispielsweise ein KGV von 15.

Doch wie ist diese einfach zu berechnende Kennzahl zu interpretieren?

Das KGV gibt die Anzahl der Jahre an, die bei konstant hohen Dividenden ab dem gegenwärtigen Zeitpunkt benötigt würden, um den Kauf einer Aktie des Unternehmens zu finanzieren. Übertragen auf das oben genannte Beispiel bedeutet dies, dass es 15 Jahre dauern würde, bis der ausgeschüttete Gewinn in Form der Dividenden den Preis der Aktie bezahlt hat. Demnach ist das KGV wie folgt zu interpretieren: Je niedriger das KGV ausfällt, desto schneller kann die Investition des Anlegers, also der Kaufpreis, durch den Gewinn des Unternehmens bezahlt werden. Nach dieser Formel würde daher eine Aktie mit niedrigerem KGV bevorzugt werden.

Bei der Verwendung dieser Kennzahlen sollte jedoch beachtet werden, dass die KGVs nicht immer direkt miteinander verglichen werden können. Beispielsweise kann das KGV zu verschiedenen Zeitpunkten in Abhängigkeit der Gesamtwirtschaft oder auch zwischen einzelnen Branchen (insbesondere wegen unterschiedlichen Risiken der Branchen) schwanken.

  • EKQ (Eigenkapitalquote)

Als weitere Kennzahl kann die Eigenkapitalquote (EKQ) zur Aktienanalyse herangezogen werden. Um diese Kennzahl zu bestimmen und interpretieren zu können, sollte zunächst der Begriff Eigenkapital definiert werden. Unter Eigenkapital versteht man sämtliche Mittel, die die Unternehmenseigentümer bzw. -gesellschafter einem Unternehmen zur Verfügung stellen, sowie realisierte Gewinne, die nicht ausgeschüttet werden sondern zu Investitionszwecken im Unternehmen verbleiben.

Davon abzugrenzen ist das Fremdkapital, welches dem Unternehmen in der Regel nur kurzfristig von externen Kapitalgebern wie z. B. Banken zur Verfügung gestellt wird. Das Fremdkapital bildet gemeinsam mit dem Eigenkapital das Gesamtkapital eines Unternehmens.

Wenn der Aktieneinsteiger das Eigenkapital eines Unternehmens mit in die Aktienanalyse einbeziehen will, kann sich dieser der sogenannten Eigenkapitalquote (EKQ) bedienen, die wie folgt gebildet wird:

EKQ = (Eigenkapital / Gesamtkapital) x 100

Gemäß der oben abgebildeten Formel bestimmt die Eigenkapitalquote den prozentualen Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital eines Unternehmens. Doch was sagt die Eigenkapitalquote aus?

Eine hohe Eigenkapitalquote impliziert, dass das Unternehmen eine nur geringe Verschuldung und daher ein wesentlich geringeres Insolvenzrisiko aufweist. Durch die erhöhte Kreditwürdigkeit (Bonität) ist es für ein solches Unternehmen in der Regel wesentlich einfacher Fremdkapital aufzunehmen und somit Investitionen zu finanzieren. Daher wird eine hohe Eigenkapitalquote regelmäßig als Indikator für eine hohe finanzielle Stabilität herangezogen. Darüber hinaus reduziert sich bei einer hohen Eigenkapitalquote die Abhängigkeit von externen Kapitalgebern und wahrt somit die Entscheidungsspielräume der Eigentümer.

Da die Höhe der Eigenkapitalquote zwischen einzelnen Branchen Schwankungen unterliegt, sollte stets ein brancheninterner Vergleich vorgenommen werden!

  • KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis)

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis wird wie folgt gebildet:

KBV = Kurs einer Aktie / Buchwert der Aktie

Der Buchwert eines Unternehmens drückt dessen „Substanz“ aus. Im Grunde genommen stellt der Buchwert das Eigenkapital eines Unternehmens dar. Die Höhe des Eigenkapitals eines Unternehmens kann z. B. den jeweiligen Quartalsberichten entnommen werden. Somit drückt das KBV das Verhältnis zwischen der Marktkapitalisierung und dem bilanziellen Eigenkapital, also dem Buchwert, aus. Doch weshalb können der Markt- und Buchwert voneinander abweichen?

Der Aktienkurs an der Börse kommt durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage zustande. Das in der Bilanz abgebildete Eigenkapital hingegen wird je nach maßgeblichen Bilanzierungsvorschriften bestimmt. Somit kann es unter Umständen dazu kommen, dass der Marktwert eines Unternehmens über dem bilanziellen Eigenkapital liegt und umgekehrt. Was sagt das KBV über ein Unternehmen aus?

Ein hohes KBV impliziert starke Hoffnungen auf eine zukünftig positive Entwicklung des Unternehmens, während ein Wert unter 1,0 bedeutet, dass die Firma per Aktienkauf für weniger als ihren bilanziellen Eigenwert übernommen werden könnte.

Jedoch sollte sich der Aktieneinsteiger beim Vergleich verschiedener KBVs im Klaren sein, dass die KBVs nicht in allen Branchen gleich interpretiert werden können. Daher ist es ratsam Unternehmen derselben Branche zu vergleichen!

Tipp der Redaktion: Ziehen Sie zur Aktienanalyse möglichst viele Kennzahlen mit in Ihre Entscheidung ein! Denn nur so erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit eine „gute“ Aktie zu identifizieren und positive Renditen zu erwirtschaften!

 

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